1899 erwirbt der Architekt Wilhelm Spahr die beiden Grundstücke in der Flur 20, Flurstück 972/30, 973/30 und 1006/30.
Am 5.5.1900 wird von W. Spahr für sein Grundstück Bismarckstraße 32 ein Bauantrag für ein Wohnhaus eingereicht. Nach der Genehmigung der Bauanträge ist der Bau offenbar schnell erfolgt, wie aus der Datierung über der Eingangstür zu entnehmen ist. Das Grundstück Liebigstraße blieb zunächst unbebaut.
Für die Jahre bis 1930 liegen keine weiteren Hinweise auf Baumaßnahmen vor. Allerdings scheint Spahr Ende der 20er Jahre die Idee entwickelt zu haben, das bisher brach liegende Grundstück Liebigstraße 39 zu bebauen. Die Bauanträge wurden jedoch von der Bauverwaltung wegen erheblicher Verstöße gegen die Bauverordnung der Stadt Marburg nicht genehmigt.
In der Kriegszeit erlitt das Haus in der Bismarckstraße 32 einen Bombentreffer, so daß das 3. Stockwerk mit dem Dachgeschoß ausbrannte und der 2. Stock nicht mehr bewohnbar war.
Nachdem das Grundstück in der Liebigstraße 39 bis dahin unbebaut geblieben war, finden sich 1951 weitere Hinweise auf eine künftige Nutzung.
Herr Otto Bangel beantragt die Errichtung eines Verkaufshäuschens, zum Obst- und Blumenhandel. Auch dieser Antrag wurde zunächst wegen des Verstoßes gegen die Bauordnung abgelehnt. Nach mehreren Veränderungen wurde dem Antrag im Laufe des Jahres 1952 dann doch noch stattgegeben. Am 14. 5.1954 stellten zudem die an der Schwanallee ansässigen Kinos Capitol, Rex und Gloria den Antrag, auf dem Grundstück der Liebigstraße 39 einen Schaukasten für ihr Kinoprogramm aufzuhängen. Diese Erlaubnis wurde 1955 mit der Auflage erteilt, daß der Schaukasten nicht an der Front Friedrichsplatz, sondern neben dem Verkaufsstand des Otto Bangel errichtet wird.
Beide Projekte wurden 1958 durch die Absicht der Kassenärztlichen Vereinigung, für sich ein neues Gebäude zu errichten, beendet. Nachdem die Projekte an Tuscheckenweg und in der Schwangasse schon im Vorfeld gescheitert waren, bemühte sich die Vereinigung erfolgreich um das Grundstück Liebigstraße 39, für das sie am13.3.1958 einen Bauantrag einreichte, der genehmigt wurde. Die Bauarbeiten, über die die OP mehrmals berichtete, zogen sich bis in das Jahr 1960 hin. Schließlich dachte man 1966 an einen Erweiterungsbau, der in den folgenden Jahren auch realisiert wurde und heute noch existiert.
Seit 1990 wurden beide Gebäude zusammen mit der Bismarckstraße 32 von der Archivschule genutzt, der ältere als Bibliothekstrakt, der neuere beherbergt die Hörsäle.
Auch beim Altbau von 1900 kam es in den 60er Jahren zu einigen Veränderungen. So wurden 1960 Fenster in die Wand zum Grundstück Liebigstraße 39 eingefügt, die noch Jahre später zu Unstimmigkeiten zwischen den Nutzern beider Gebäude führten. 1963 plante die damalige Besitzerin Frau Müller-Herget den Ausbau des Dachgeschosses, und erst 1965 wurde das Haus als vollständig repariert und ausgebaut gemeldet, zugleich mit dem Nutzungsänderungsantrag, denn das Haus sollte an die Uni übergeben werden, und wurde 1970 dem Staatsbauamt zur Nutzung überantwortet. Seit 1990 ist die Archivschule Marburg mit ihren Büroräumen hier untergebracht.
Das vorerst letzte Kapitel begann 1999. Da der fast 100 Jahre alte Altbau inzwischen einige Mängel aufwies, wurde er ab 1999 grundlegend renoviert. Der Bibliothekstrakt wurde erweitert und der Hörsaaltrakt komplett abgerissen und durch einen zweckmäßigeren Neubau ersetzt. Die Arbeiten dauerten rund zwei Jahre bis in den Herbst 2001. Am 31.10.2001 schließlich konnte der Neubau der Archivschule durch die Ministerin Ruth Wagner eingeweiht werden.
© 2009 Uhde@staff.uni-marburg.de , Stand: 01.08.2013