3. Archivwissenschaftliches Kolloquium: Archivische Erschließung. Aspekte einer Fachkompetenz von Angelika Menne-Haritz
Besuch von Herrn Prof. Dr. Torbjörn Kjölstad von Rainer Polley
Besuch einer japanischen Delegation von Karsten Uhde
Vortrag von Herrn Prof. Dr. Tony Jenkins von Karsten Uhde
Gemeinsame Lehrveranstaltung mit der Universität Prag von Karsten Uhde
Besuch und Vortrag von Prof. Mikoletzky von Karsten Uhde
Große Exkursion des 32. Wissenschaftlichen Kurses von Wolfgang Stetter
Große Exkursion des 35. Fachhochschulkurses von Romy Meyer u.a.
Einführungsseminar für den 33. Wissenschaftlichen Kurs von Nils Brübach
Das Jahr 1997 in Zahlen von Karsten Uhde
Aus dem Fortbildungsprogramm 1999 von Christa Kieselbach
Personalmitteilungen von Eckard Zissel
Neue Veröffentlichungen der Archivschule Marburg von Karsten Uhde
Einige Neuerwerbungen der Bibliothek der Archivschule von Nils Brübach
3. Archivwissenschaftliches Kolloquium: Archivische Erschließung.
Aspekte einer Fachkompetenz
Die Archivische Erschließung war das Thema des dritten Archivwissenschaftlichen Kolloquiums der Archivschule Marburg, das vom 23.-24. Juni 1998 stattfand.
In zweijährigem Anstand kommen in Marburg interessierte Archivarinnen und Archivare aus allen Bereichen des Archivwesens zusammen und diskutieren aktuelle Fragen der beruflichen Tätigkeit. 1996 waren es Rationalisierungspotentiale und Qualitätssicherung und 1994 ging es um die Bewertung. Die Beiträge erscheinen möglichst noch im selben Jahr in der Veröffentlichungsreihe der Archivschule.
Bei der Erschließung ging es in diesem Jahr um ein Thema, das direkt in die archivische Tagespraxis gehört. Im Alltag sind es Techniken, die man entweder beherrscht oder lernen muß. Oft wird gerade diese Arbeit ungelernten Aushilfskräften überlassen. Und doch fand auch in diesem Jahr eine interessante wissenschaftliche Diskussion statt. Wie sehr die Debatte nicht nur möglich, sondern erforderlich ist, zeigt ein Blick in die Fachzeitschriften, in denen zwar nicht oft, aber durchaus kontrovers über Erschließungsverfahren geschrieben wurde. Seit die EDV die bibliothekarische Verbunderschließung und den Aufbau von Datenbanken mit Literatur- oder Faktennachweisen erlaubte, wurde immer wieder überlegt, ob nicht die aus der vorelektronischen Zeit ererbten archivischen Erschließungsmethoden überholt sind und durch bibliothekarische der dokumentarische Verfahren ersetzt werden sollten. In den letzten Jahren hat nun die rasche Verbreitung des Internet eine neue Form der computergestützten Recherche nach Informationen verbreitet. Das Internet läßt sich selbst direkt befragen und breitet eine Landkarte zu Informationsquellen aus. Genauso arbeiten die traditionellen archivischen Findbücher. Mit der angekündigten Weiterentwicklung von HTML zu XML wird die Form der eingespeicherten Angaben belanglos. Sie können aus Datenbanken abgerufen oder als Texte abgelegt sein und werden so kombiniert, wie die Anfrage es erfordert. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten der Nutzung von Computerunterstützung, die die traditionelle Erschließungstechnik als eine eigenständig begründbare und wissenschaftlich abgesicherte Erschließungsmethode für Verwaltungsaufzeichnungen erneut bestätigen.
Das war Anlaß für die Archivschule, die archivische Erschließung zum Thema ihres dritten archivwissenschaftlichen Kolloquiums zu machen. In dieser Situation ist es an der Zeit, die Fachdiskussion wieder auf ihre Grundlagen zurückzuführen: Welche Erschließungsform ist unabhängig von den dazu eingesetzten Medien die dem Archivgut angemessene? Welche Voraussetzungen für Erschließungsverfahren sind bei Archivgut zu berücksichtigen? Welche Leistungen müssen sie erbringen und welche Kriterien gibt es, um verschiedene Hilfsmittel und Instrumente einschätzen zu können? Weil es um diese grundsätzlichen Fragen ging, wurde bewußt darauf verzichtet, marktgängige Erschließungssoftware vorzustellen. In den Beiträgen des Kolloquiums kamen sowohl die Archivpraxis wie auch die Reflexion über ihre Verfahren und Methoden zu Wort. Beispiele aus verschiedenen Arbeitsgebieten und grundsätzliche Überlegungen über die Ziele der Erschließung werden vorgestellt.
Der Beginn des Kolloquiums war einer Erinnerung an Johannes Papritz, der im Jahr des Kolloquiums 100 Jahre alt geworden wäre, vorbehalten. Er prägte den Begriff der Archivwissenschaft und füllte ihn 20 Jahre lang mit eigenen Lehrveranstaltungen an der Archivschule aus. Seine durchaus auch biographisch erklärbare Betonung der archivarischen Neutralität als Grundlage für eine Erschließungsmethodik, die eine offene Zugänglichkeit des Archivguts herstellt, wird durch die neuen technischen Entwicklungen in einem besonderen Maße unterstützt. Das demonstriert das Ergebnis eines DFG-Projektes der Archivschule, das bei dem Kolloquium vorgestellt wurde und das nun eine nachnutzbare Software anbietet, mit der die Internettechnologie mit oder ohne Internetanschluß für die archivische Erschließung eingesetzt werden kann. Mit dem Online-Findbuch wird eine rationelle und zügige Bereitstellung von Erschließungsinformationen im Internet, aber auch auf einem nicht vernetzten PC ermöglicht, wobei nicht nur die strukturierte Recherchestrategie weiterhin bereitsteht, sondern ihre Stärken noch mehr zur Entfaltung kommen .
Der Band mit den Beiträgen des Kolloquiums ist als Nr. 30 der Veröffentlichungsreihe der Archivschule Marburg erschienen und zum Preis von 40,- DM bei der Archivschule oder jeder Buchhandlung erhältlich.
Angelika Menne-Haritz
Besuch von Herrn Prof. Dr. Torbjörn Kjölstad
In der Zeit vom 1. bis 3. Juli 1998 besuchte der Vizerektor der Mid Sweden University in Härnösand, Herr Professor Dr. Torbjörn Kjölstad die Archivschule Marburg.
Prof. Kjölstad, der auch Dekan des kultur- und geisteswissenschaftlichen Fachbereichs dieser Universität ist, informierte sich über die Organisation der Ausbildung und die räumliche und personelle Ausstattung an der Archivschule und hospitierte in mehreren Unterrichtsveranstaltungen. In einem Vortrag vor dem 32. wiss. Kurs und 35. Fachhochschulkurs gab er einen Überblick über die Organisation des schwedischen Archivwesens und der dortigen Archivarsausbildung und stellte einen Bachelor- und Master- Studiengang für Archiv- und Informationswissenschaft an seiner Universität vor.
Painer Polley
Besuch einer japanischen Delegation
Am 21. und 22. September besuchte eine dreiköpfige Delegation aus Japan die Archivschule und einige hessische Archive.
Herr Takagi, Direktor des Department of Historical Documents im National Institute of Japanese Literature, Prof. Ando, der Leiter der Archival Science Division, und seine Mitarbeiterin Frau Aoki, wurden am ersten Tag von Herrn Dr. Metzing, Dozent an der Archivschule, durch einige hessische Archive geführt. Sie besuchten das Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt/Main, das Archiv der Deutschen Bank und das Hessische Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden.
Im Mittelpunkt des zweiten Tages stand neben dem Kennenlernen der Archivschule selbst, ein Vortrag, den Herr Prof. Ando vor dem 35. Fachhochschulkurs und dem 32. Wissenschaftlichen Kurs über das Japanische Archivwesen, vor allem aber über dessen rechtliche Grundlagen und deren notwendige Weiterentwicklung hielt.
Karsten Uhde
Vortrag von Herrn Prof. Dr. Tony Jenkins <>Am 23.09. des Jahres besuchte Prof. Dr. Tony Jenkins aus Okinawa/Japan die Archivschule.
Prof. Jenkins, ein aus Großbritanien stammender Archivar und Professor für Europäische Geschichte, lehrt und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt auf Okinawa. Er wird ab 1.Oktober an der dortigen Universität Kurse mit archiv-wissenschaftlichen Inhalten geben und zugleich als Consulting-Direktor im Archiv des Bezirks arbeiten.
Sein besonderes Interesse galt dem Bereich der Bestandserhaltung und Konservierung, weshalb er auch an einer Unterrichtsstunde über Bestandserhaltung im 35. Fachhochschulkurs teilnahm. Anschließend hielt er vor beiden Kursen, die z.Zt. in der Ausbildung sind, einen Vortrag, der eine sehr interessante Ergänzung zum Vortrag von Prof. Ando am Vortag war, zeigte er doch die Sicht eines Europäers auf die Gesellschaft und das japanische Archivwesen.
Die sehr angeregt geführte Diskussion wurde später beim Mittagessen im Kreise von Dozenten der Archivschule und Archivaren des Staatsarchivs weitergeführt.
Abschließend ließ sich Prof. Jenkins noch das Online-Findbuch der Archivschule vorstellen und erhielt eine Führung durch das Staatsarchiv Marburg.
Karsten Uhde
Gemeinsame Lehrveranstaltung mit der Universität Prag
Die Archivschule Marburg bekam am Mittwoch, dem 13. Mai 1998, Besuch von 39 Studierenden der Karlsuniversität Prag unter Leitung von Herrn Prof. Hlavácek, Inhaber des Lehrstuhls für historische Hilfswissenschaften und Archivistik der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag.
Herr Prof. Dr. Hlávacek und Herr Dr. Karsten Uhde, Dozent an der Archivschule Marburg, gestalteten gemeinsam eine Lehrveranstaltung im Fach Historische Hilfswissenschaften des Mittelalters. Dabei ging es um die Klassifikation der Urkunden des deutschen und böhmischen Königs Wenzel aus dem Hessischen Staatsarchiv Marburg. Im Rahmen einer Gruppenarbeit kam es dabei auch zu einem regen Gedankenaustausch zwischen den tschechischen Studentinnen und Studenten und den Mitgliedern des 32. Wissenschaftlichen Kurses der Archivschule. Während eines anschließenden Frühstücks wurden diese Gespräche fortgesetzt. Anschließend wurde den Besuchern die Archivschule Marburg vorgestellt. Dabei wurden Forschungen und Lehrinhalte des Faches Archivwissenschaft präsentiert, die auch in der Archivarsausbildung in anderen Ländern breite Beachtung finden. Dank der guten Deutschkenntnisse kam es auch im Anschluß an die Ausführungen von Herrn Prof. Polley und Herrn Dr. Brübach zu einer regen Diskussion, bei der auch der Stellenwert der Archivarsausbildung oft eine Rolle spielte.
Weiterhin wurden die Internet-Projekte vorgeführt, so die Aufbereitung von Wenzel-Urkunden und das Online-Findbuch aus einem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekt. Im Anschluß besuchte die Gruppe das Hessische Staatsarchiv Marburg, das Herder-Institut und das Lichtbild-Archiv am Lehrstuhl für Historische Hilfswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg.
Karsten Uhde
Besuch und Vortrag von Prof. Mikoletzky
Am 29. Mai 1998 besuchte Herr Prof. Dr. Lorenz Mikoletzky, Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs Wien, die Archivschule Marburg, um anläßlich des Einführungsseminars für den 33. Wissenschaftlichen Kurs der Archivschule einen Vortrag über "das österreichische Archivwesen und seine Beziehungen zu Osteuropa" zu halten.
Zuvor jedoch informierte er sich zusammen mit seiner Frau, selbst Archivarin im Archiv der Technischen Universität Wien, über die Struktur der Ausbildung, die einzelnen Fächer, deren wichtigste Inhalte und die Prüfungen, indem er an der von Herrn Dr. Uhde für den 33. Wissenschaftlichen Kurs durchgeführten Sitzung über "den theoretischen Ausbildungsteil in Marburg" teilnahm.
Am späten Vormittag konnte Frau Dr. Menne-Haritz, die Leiterin der Archivschule Marburg, dann Herrn Mikoletzky den versammelten Mitgliedern des 32. und 33. Wissenschaftlichen Kurses sowie des 35. Fachhochschulkurses und den am gleichen Tag in Marburg versammelten Mitgliedern der Ausbildungsleiterkonferenz sowie den Dozenten der Archivschule vorstellen. Herr Prof. Mikoletzky gab zunächst einen kurzen Abriß über die Entwicklung des Archivwesens im Bereich der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie zu Beginn des Jahrhunderts sowie in Österreich selbst seit den 20er Jahren. Dabei arbeitete er vor allem die in den folgenden Jahrzehnten und bis heute immer wieder eine Rolle spielenden Brüche innerhalb der Überlieferung heraus.
Diese Brüche sowie die territorialen Veränderungen nach 1918 und 1945 führten seit Beginn der 20er Jahre immer wieder zu gegenseitigen Forderungen nach Auslieferung von Archivalien sowohl von Österreich an die Staaten Ost- und Südosteuropas bis hin nach Rußland, aber auch umgekehrt. Anhand von Beispielen, an denen manches Mal auch die durch die geschichtliche Entwicklung entstehenden Unsinnigkeiten der Verfahren deutlich wurden, konnte Herr Mikoletzky sehr plastisch schildern, welche große Rolle diese Kontakte für das österreichische Archivwesen spielten.
Daß die Beziehungen bei weitem nicht nur eine Sache früherer Jahrzehnte waren, sondern auch eine Perspektive in die Zukunft haben, deutete Herr Prof. Mikoletzky an, als er auf die sich abzeichnende Vermittlerrolle zu sprechen kam, die aus seiner Sicht aufgrund dieser Kontakte bei der anstehenden Erweiterung der EU dem österreichischen Archivwesen zuwächst.
Wie wichtig eine solche Vermittlerrolle selbst im Detail sein kann, zeigte sich in einer kleinen Episode nach dem Vortrag, als Herr Mikoletzky mit bundesrepublikanischen Kolleginnen und Kollegen über die in den Ländern unterschiedliche Bedeutung des von ihm im Vortrag verwendeten Begriffs "Spagat" (bayer./öster.: Bindfaden, für den überwiegenden Teil der Zuhörer aber eine Übung beim Turnen) diskutierte.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer dankten dem Referenten für seinen ebenso gehaltvollen wie kurzweiligen Vortrag mit langem Applaus.
Karsten Uhde
Große Exkursion des 32. Wissenschaftlichen Kurses
Die diesjährige große Exkursion führte den 32. WK unter Leitung von Frau PD Dr. Menne-Haritz und Herrn Prof. Dr. Polley nach Polen. Dank der Vermittlung von Frau Dr. Irena Mamczak-Gadkowska vom Fachbereich Archivwissenschaft der Universität Posen kam ein interessantes Programm zustande, das trotz der Kürze der Zeit einen aufschlußreichen Einblick in das polnische Archiv-wesen ermöglichte.
Erste Station der Exkursion war das Staatsarchiv Posen, dessen stellvertretender Direktor, Dr. K. Stryjkowski, zunächst eine Einführung in das staatliche polnische Archivwesen gab. Es ressortiert beim Kulturministerium und wird vom Generaldirektor der nationalen Archivdirektion in Warschau geleitet. Dem Generaldirektor unterstehen drei Zentralarchive und 29 Staatsarchive in der Provinz, die für eine oder mehrere Woiwodschaften zuständig sind. Unabhängig von der Archivdirektion existieren die Archive des Außen-, Verteidigungs- und Innenministeriums sowie das Archiv des Büros des Präsidenten der polnischen Republik.
Das Staatsarchiv Posen, gegründet 1869, verwahrt ca. 11.000 lfd. m Archivalien vom 13. Jahrhundert bis heute, wovon ein großer Teil die ehemalige preußische Provinz Posen und ihre Landkreise betrifft. Auffallend war, daß Archivgut aus der preußischen Zeit durch Repertorien erschlossen ist (auch von polnischen Archivaren), während für Archivalien aus der polnischen Zeit Karteikarten verwendet werden.
An den Besuch im Staatsarchiv schloß sich eine Einladung zum Mittagessen an der Adam-Mickiewicz-Universität an, wo der Dekan und einige Professoren der Historischen Fakultät das Ausbildungsprogramm des Lehrstuhls für Archivwissenschaften vorstellten (1972 errichtet).
Die Route des zweiten Tages führte nach Gnesen und Thorn. Für die Besichtigung des Bistumsarchivs in Gnesen stand allerdings nur wenig Zeit zur Verfügung, was leider nur Platz zur Präsentation besonders wertvoller Archivalien und zur Besichtigung des Doms ließ.
Es folgte der Besuch der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Thorn, der ältesten Ausbildungsstätte für Archivare in Polen, der Lehrstuhl wurde 1951 errichtet. Das Studium gliedert sich in ein geschichtswissenschaftliches Grund-studium und eine anschließende Spezialisierung auf das Fach Archivwissenschaft und wird mit Magistergrad abgeschlossen. Die Magisterarbeit besteht in der Verzeichnung eines Bestandes, an deren Ende ein nach wissenschaftlichen Kriterien erstelltes Findbuch mit ausführlicher Einleitung und Register steht. Zu diesem Zweck wurde an der Universität ein eigenes Verzeichnungsprogramm entwickelt, das allerdings nur von den Studenten, nicht aber von Archiven verwendet wird.
Anschließend hatten unsere Gastgeber eine Führung durch das Staatsarchiv vorgesehen, dessen Direktor eine Ausstellung der Prachtstücke seines Hauses und der Produktpalette der Restaurierungsabteilung von der Pergament- über die Siegelrestaurierung bis zur Papieranfaserung vorbereitet hatte.
Erstes Ziel des folgenden Tages war das südlich von Posen gelegene Schloß Kurnik, im 19. Jahrhundert nach Entwürfen von K. F. Schinkel für den Fürsten Tytus Dzialiynski erbaut, einen leidenschaftlichen Sammler alter Handschriften und Drucke. Schloß und Bibliothek wurden 1935 von einem seiner Nachfahren dem polnischen Staat vermacht. Seither bildet die Sammlung den Grundstock der Bibliothek der polnischen Akademie der Wissenschaften. Im Rahmen einer Führung wurden einige ausgewählte Stücke gezeigt.
Danach führte der Weg nach Zielona Gora/Grünberg, wo Direktor Prof. Dr. J. P. Majchrzak mit viel Engagement sein Haus vorstellte und eine plastische Darstellung der derzeitigen Situation des polnischen Archivwesens gab. Wie ein roter Faden durchzogen die finanziellen Probleme seine Ausführungen. Besonders forderte er eine auf gesetzlicher Grundlage beruhende Kommerzialisierung der Archive ein, um gewerblich genutzte Informationen mit entsprechenden Gebühren belegen und die Einkünfte für Anschaffungen im technischen Bereich, Maßnahmen der Konservierung und die Aufbesserung der Bezüge seiner Mitarbeiter verwenden zu können. Die Offenheit, mit der Herr Majchrzak auch auf entsprechende Nachfragen reagierte, trug sehr zur Abrundung der Eindrücke bei.
Der nächste Morgen stand im Zeichen des Besuchs der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder, die durch ihre intensive Zusammenarbeit mit Polen, vor allem der Universität Posen, eine besondere Stellung in der deutschen Bildungslandschaft einnimmt.
Die letzten eineinhalb Tage waren einem Symposion aus Anlaß der vierhundertjährigen archivischen Tätigkeit des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin gewidmet. Dort wurden zwei Themenkreise behandelt: zum einen das Geheime Staatsarchiv, seine rechtliche Situation innerhalb der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, seine Baugeschichte und seine Beständestruktur, zum anderen die durch das methodische und politische Umfeld bedingten Probleme bei verschiedenen Archivalien-editionen zur preußischen Geschichte.
Trotz des umfangreichen Vortragsprogramms in Berlin sind mit der Studienreise vor allem die Eindrücke aus Polen verbunden, einem Land, dessen Archiv-wesen, sicher auch bedingt durch die sprachliche Barriere, in (West-)Europa nur wenig Beachtung findet. So war denn auch seitens unserer polnischen Gastgeber deutlich der Wunsch spürbar, die Verbindung zur Archivschule aufrecht zu erhalten und weitere Kontakte zu knüpfen.
Wolfgang Stetter
Große Exkursion des 35. Fachhochschulkurses
Ziel der Exkursion des 35. Fachhochschulkurses vom 6.-11.09. waren die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin, um die dortige Archivlandschaft kennenzulernen.
Kursmentor Herr Dr. Metzing hatte bereits über das Sommertrimester fleißig Kontakte geknüpft, so dass sich zahlreiche Archive unterschiedlicher Couleur bereitfanden, uns als Besucher zu empfangen. Er und Herr Zissel erwiesen sich auch während der Exkursion als kompetente Exkursionsleiter. Um bereits den Montag voll nutzen zu können, wurde eigenst der Sonntagnachmittag für die Anreise nach Leipzig geopfert. Am folgenden Morgen begann dann das Exkursionsprogramm. Erste Station war allerdings kein Archiv, sondern das seit Jahresbeginn als selbständige GmbH arbeitende Zentrum für Bucherhaltung. Besonders beeindruckend war die große, mit modernster Technik arbeitende Massenentsäuerungsanlage, die uns durch die sachkundige Führung von Herrn Otto näher gebracht wurde. Desweiteren wird bei Wasserschäden ein neuartiges Gefriertrocknungsverfahren angewandt. Das Zentrum sieht sich als moderne Dienstleistungseinrichtung und hat einen bundesweiten Kundenkreis.
Noch vor der Mittagspause erwartete uns Frau Grohmann im Staatsarchiv Leipzig, dessen Gebäude erst 1994 als moderner Archivzweckbau eingerichtet wurde und mitten in einem großen Gewerbegebiet liegt. Frau Grohmann wies auf Probleme hin, die bei dem Bau eines Archivs zu bedenken sind, und führte uns stolz ihre gelungenen Lösungen vor. Die Magazine sind allesamt mit modernsten Fahrregalanlagen ausgestattet und entsprechen weitestgehend den konservatorischen Anforderungen. Ebenfalls gelungen ist ein System der kurzen Wege vom Magazin in den Benutzersaal. Als weitere Besonderheit ist zu vermerken, dass im Staatsarchiv Leipzig auch zahlreiche Bestände des Hauptstaatsarchivs Dresden untergebracht sind, um dem dortigen Platzmangel abzuhelfen. Als weitere Besonderheit beherbergt das Staatsarchiv die Unterlagen der Deutschen Zentralstelle für Genealogie. Zum Abschluss warfen wir noch einen kurzen Blick in die Filmabteilung. Herr Gööck führte uns einen Film einer Amateurfilmergruppe aus einem ehemaligen DDR-Kombinat vor und machte einige Erläuterungen zur archivischen Bearbeitung von Filmen.
Am Nachmittag erreichten wir das Bergarchiv Freiberg. Hier zeigte sich uns so ziemlich das Gegenstück zu unserem vorigen Besuch. Das Bergarchiv, eine Außenstelle des Hauptstaatsarchivs Dresden, hat mit großen räumlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Auch die Lagerungsbedingungen, insbesondere der zahlreichen Karten, sind nicht optimal. Herr Dr. Grandke machte uns auf die schwierige Arbeit im Bergarchiv aufmerksam, die gewisse Spezialkenntnisse über den Bergbau erfordert. Reichen diese nicht aus, muss vor allem bei der Kartenverzeichnung oft Fachpersonal herangezogen werden. Nach einer kurzen Stadtführung zeigte uns Herr Dr. Grandke noch das Außenmagazin, ein weiteres Hindernis für einen geordneten Archivarsalltag.
Am darauffolgenden Morgen erwartete uns zunächst das Stadtarchiv Dresden. Hier führte uns Frau Schauer in Vertretung des Archivleiters Herrn Kübler durch das Gebäude. Besonderes Merkmal sind die Feuerschutzböden, die auch einen Blick auf die benachbarten Etagen ermöglichten. Die Benutzer erfahren hier eine besonders umfangreiche Betreuung, was sich auch nach dem bevorstehenden Umzug des Archivs in die ehemalige Heeresbäckerei sicher nicht ändern wird.
Nach einer kurzen Fahrt war die nächste Station das sächsische Hauptstaatsarchiv. Besonders beeindruckend war der Lesesaal mit Holzinterieur, nach Ansicht von Herrn Dr. Ludwig, der uns durch das Archiv führte, der schönste in ganz Deutschland. Im Anschluß an die Führung ergab sich eine rege Diskussion mit Frau Ullmann und Frau Bottin, zwei Absolventinnen der FH Potsdam u.a. über die unterschiedlichen Ausbildungskonzepte der FH Potsdam und der Archivschule Marburg.
Am Mittwoch früh erwarteten uns Frau Dr. Raddatz und ihre Mitarbeiterin Frau Schubert vom Landeskirchlichen Archiv Dresden, welches sich mitten in Umbaumaßnahmen befand.
Der Kurs teilte sich in zwei Gruppen, damit die Führung durch das enge Magazin möglich wurde. Durch die verschieden gearteten und akzentuierten Führungen in den beiden Gruppen hinterließen diese jedoch recht unterschiedliche Eindrücke. Der Zustand des Archivs ist jedoch auf keinen Fall optimal, da die meisten Bestände bislang nur unzureichend nach archivischen Gesichtspunkten und bis zur Anstellung der beiden jetzigen Archivarinnen auch nicht von Fachkräften bearbeitet wurden.
Am frühen Nachmittag empfing uns dann Frau Ross vom Landesarchiv Oranienbaum, welches in einem barocken Schloss untergebracht ist.
Frau Ross führte uns sogleich in eines der Schmuckstücke des Schlosses, den Kachelkeller. Hier erfuhren wir etwas über die Geschichte des Archivs und die seiner Bestände. Danach ging es dann in das wohl repräsentativste Zimmer des Gebäudes. Dieser mit kunstvoll verzierten Wänden ausgestattete Raum mit einem wunderbaren Blick auf den Schlossgarten dient als Ausstellungsraum für das Archiv. Aber auch die anderen Räumlichkeiten waren wegen der kunstvollen Ausgestaltung für uns sehr beeindruckend und ließen den teilweise unzureichenden archivtechnischen Zustand (u.a. schlecht zugängliche Räume und lange Wege vom Magazin zum Lesesaal) in den Hintergrund treten. Auch die Bestände selber sind durch die Anwendung abenteuerlicher Ordnungsprinzipien teilweise in einem bedauernswertem Zustand, der nur mit massivem Arbeitsaufwand beseitigt werden kann.
Am nächsten Morgen stand die Abteilung VII Filmarchiv des Bundesarchivs in Berlin auf dem Programm. Der Leiter, Herr Griep erläuterte uns die Rolle des Filmarchivs als echtes Sonderarchiv und wies insbesondere auf die zahlreichen Probleme der Filmarchivierung hin, die sich aus dem ständigen Fortschritt in der Filmtechnik, sowohl beim Filmmaterial selbst als auch bei der Übertragungstechnik, ergeben.
Die Zeit von Donnerstag nachmittag bis Freitag abend war dem archivwissenschaftlichen Kolloqium zum 400jährigen Bestehen des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz gewidmet.
Das Spektrum der Vorträge reichte von juristischen Aspekten (rechtliche Legitimation des GStA) über preußische Diplomatie und Militärgeschichte, Archiv-leiterbiographien bis hin zur Archiv- und Bestandsgeschichte. Neben der Beschäftigung mit der wechselvollen Geschichte des Archivs und seiner Bestände wurden am Rande auch Fragen über die Zukunft des Archivs und seine Stellung innerhalb der Stiftung Preußischer Kulturbesitz erörtert. Dann hieß es Freitag abend gegen 18 Uhr aber doch, Abschied von der Hauptstadt zu nehmen und in Richtung Marburg aufzubrechen.
Insgesamt kann man sagen, dass die Exkursion neben dem Einblick in das Archivwesen der "neuen" Bundesländer vor allen den Kursteilnehmern westdeutscher Provenienz völlig neue Erfahrungen mit den "ostdeutschen Befindlichkeiten" vermittelt hat.
Romy Meyer, Mark Opalka, Olaf Piontek und Johannes Renz
Einführungsseminar für den 33. Wissenschaftlichen Kurs
Wie in den Jahren zuvor auch, fand drei Wochen nach Ausbildungsbeginn am 28. und 29. Mai der Einführungskurs an der Archivschule statt. Er diente dem Kennenlernen der Kursteilnehmer untereinander und der Information über Struktur und Inhalte des Archivreferendariats.
Der 33. Wissenschaftliche Kurs, dessen Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 1. Mai 1998 ihren sechsmonatigen praktischen Ausbildungsteil begonnen haben, wird voraussichtlich der letzte wissenschaftliche Kurs der Archivschule sein, der noch nach der alten Ausbildungs- und Prüfungsordnung sein Referendariat absolviert. Bereits am Mittwoch, dem 27. Mai, waren alle 13 Referendarinnen und Referendare im Haus Sonneck im Diakoniezentrum Marburg/Wehrda eingetroffen, wo sie von der Leiterin der Archivschule, Frau PD Dr. Menne-Haritz, dem Studienleiter Professor Polley und den hauptamtlichen Dozenten mit einem Sektempfang begrüßt wurden. Am Donnerstag und Freitag erläuterten die Dozenten der Archivschule Ausbildung und Beruf. Schwerpunkte lagen hier auf der Vorstellung des Tätigkeitsbereiches des Archivars, einer Übersicht über die Struktur des Archivwesens in Deutschland und auf der Vorstellung der Unterrichtsfächer nebst einer Einführung in Fachliteratur und Fachzeitschriften.
Höhepunkt des Einführungsseminars war der zweistündige Vortrag des Generaldirektors des Österreichischen Staatsarchivs Herrn Hofrat Prof. Dr. Lorenz Mikoletzky zum Thema "Das österreichische Archivwesen und die Beziehungen zu Osteuropa" am Freitagvormittag.
Von den vierzehn angehenden Kolleginnen und Kollegen, die seit dem 1. November 1998 am 33. Wissenschaftlichen Kurs teilnehmen, wurden vier vom Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv Detmold, zwei vom Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden, vier vom Generallandesarchiv Karlsruhe und zwei vom Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar ausgebildet. Eine angehende Kollegin, die zur Zeit beim Thesaurus linguae Latinae der Bayrischen Akademie der Wissenschaften tätig ist, wird als Extranea die Ausbildung absolvieren.
Nils Brübach
Aus dem Jahresbericht der Archivschule für das Jahr 1997 sind nachfolgend einige der wichtigsten Daten zusammengestellt worden.
In dem Zahlenverhältnis von 39 Kursteilnehmern und auswärtigen Besuchern zu je einem Beschäftigten der Archivschule zeigt sich die starke Außenorientierung der Arbeit. Jede der 474 Personen war aktiv an der Archivschularbeit beteiligt, von dem Besuch von Ausbildungskursen mit ganzjähriger Anwesenheit bis zu zweitägiger Teilnahme an einer Fortbildungsveranstaltung.
Der Ablauf bei den Kursen hat sich inzwischen normalisiert. Fünf Monate mit vier, zwei Monate mit drei, vier Monate mit zwei und ein Monat mit einem Kurs sind unsere normale Ausbaustufe. Durch die Vakanz einer der drei Dozentenstellen bis Mai des Jahres sank der Anteil der auswärtigen Kräfte noch nicht im geplanten Maße.
Der Fortbildungsbereich konnte weiter ausgebaut werden. Es wurden 16 Veranstaltungen von 49 Dozenten durchgeführt, an denen insgesamt 273 Personen teilnahmen.
Allgemeines:
Kursteilnehmer, Dozenten und Gäste 474
pro Beschäftigtem bei der Archivschule also etwa 39
Schriftlich beantwortete Anfragen zur Ausbildung 140
Pressereaktionen 31
Ausbildungsbereich:
Kursmonate der Fachhochschule 18
Kursmonate des Instituts 18
Insgesamt 36
Dozenten: aus Hessen 23
sonstiges Bundesgebiet 12
Gastvorträge:
Termine 8
Referenten 8
davon Archivare 6
Exkursionen:
gesamt 9
Institut für Archivwissenschaft 5
Fachhochschule 7
besuchte Institutionen 36
darunter Archive 33
Prüfungen:
geprüfte Personen 40
schriftliche Prüfungen 160
mündliche Prüfungen 240
Bibliotheksbenutzung
Benutzertage 1.039
Neuerwerbungen 823
Fortbildungsbereich:
Zahl der Fortbildungsveranstaltungen 16
Zahl der Dozenten in der Fortbildung 49
Teilnehmer an der Fortbildung insgesamt 269
Veröffentlichungsbereich:
Neu veröffentlichte Bände 4
Verkaufte Bände 2.169
Karten Uhde
Aus dem Fortbildungsprogramm 1999
Im Rahmen des Fortbildungsprogramms der Archivschule Marburg werden bis Juni 1999 die folgenden Kurse durchgeführt:
SIK 62
Arbeiten mit der Erschließungssoftware MIDOSA95 und MIDOSA-Online
Dipl.-Archivar Werner Engel
22. - 24. März
SIK 51
Schriftgutverwaltung und Entscheidungsunterstützung
PD Dr. Angelika Menne-Haritz
12. - 13. April
ASK 23
Digitalisierung von Archivgut
Prof. Dr. Hartmut Weber
19. - 20. April
GK 2
Einführung in das Archivwesen
Dr. Nils Brübach
3. - 7. Mai
SIK 1
Planung und Durchführung von Erschließungsprojekten
Dr. Peter Müller
10. - 11. Mai
ASK 42
Urheberrecht im Medienarchiv
Prof. Rainer Polley
7.-8. Juni
ASK 12
Bewertung, Aktenaussonderung und Behördenbetreuung
Dr. Jürgen Treffeisen
30. Juni — 2. Juli
Für Rückfragen steht Ihnen Frau Kieselbach gerne zur Verfügung
Tel. 06421/286762,
e-mail: Kieselba@mailer.uni-marburg.de
Fortbildungsveranstaltung SIK 9: Archivschule und was dann?
Probleme beim Start in den Beruf
Unter diesem Motto kamen am 26. und 27. Juni 1998 zwölf Archivarinnen und Archivare (elf des gehobenen, eine des höheren Dienstes), die in den letzten zwei Jahren die Marburger Ausbildung absolvierten, zusammen. Diskutiert wurde freilich nicht über Problematisches. Vielmehr stellte die Veranstaltung ein Forum dar, auf dem man über die verschiedensten Themenkomplexe, mit denen Berufseinsteiger in ihrem archivischen Alltag konfrontiert werden, in einen regen Austausch trat.
Zunächst sprach als Gastreferent Herr Dr. Gerd Steinwascher, Leiter des Niedersächsischen Staatsarchivs in Osnabrück, zu einem Thema, das im Zeichen der aktuellen Verwaltungsreformen in Zukunft wohl einen immer größeren Stellenwert einnehmen wird: "Kosten-Leistungs-Rechnung (KLR) in Archiven". Herr Steinwascher legte anschaulich und detailliert dar, wie und mit welchen Auswirkungen sich in seinem Archiv die Einführung der KLR vollzog und betonte dabei vor allem die darin enthaltenen Chancen: eine Kostentransparenz ermöglicht gezielte Einschätzungen darüber, an welchen Stellen sinnvolle Einsparungen möglich sind, kann aber zugleich auch als Argumentationsgrundlage zur Abwehr zusätzlicher Aufgaben dienen.
Im zweiten Themenblock beschäftigten sich die Kursteilnehmer mit den Möglichkeiten und Risiken bei der Arbeit auf befristeten Stellen. Als denkbare Strategie, aus dem befristeten in ein festes Arbeitsverhältnis zu kommen, wurde u.a. die Suche nach fachlichen "Nischen" wie z.B. EDV oder Internet genannt, in denen man sich eine für das Archiv unverzichtbare Spezialkompetenz erwerben kann. Andere Kursteilnehmer stellten stärker die positiven Seiten befristeter Stellen in den Vordergrund: man kann innerhalb kurzer Zeit einen breiten Erfahrungshorizont und Einblicke in verschiedene Archivtypen bekommen und hat zudem die Möglichkeit, auf kurzfristige Angebote schnell zu reagieren.
Der dritte Teil der Veranstaltung war ein allgemeiner Erfahrungsaustausch über die ersten Monate in der Berufspraxis. Hier kamen immer wieder das schwierige Einfügen in vorgefertigte Strukturen, das Problem der Entwicklung eigener Autorität sowie Unsicherheiten beim persönlichen Zeitmanagement zur Sprache. Auch der insbesondere im kommunalen Bereich ausgeprägte Einfluß politischer Kräfte auf das Archiv wurde thematisiert.
In der letzten Sitzung wurden die Marburger Unterrichtsinhalte im Licht der Praxis kritisch unter die Lupe genommen. Insbesondere die Vertreter des gehobenen Dienstes hielten eine stärkere Einbeziehung von Managementfragen (Haushalt, Personalführung etc.) in die Ausbildung für sehr sinnvoll. Weitere Desiderata waren eine stärkere Betonung praxisorientierter archivrechtlicher Aspekte sowie eine Erweiterung der Grundlagen in den Bereichen EDV und IuD.
In einer Abschlußbesprechung waren alle Anwesenden der Meinung, an einer sinnvollen Veranstaltung teilgenommen zu haben, aus der sie viele Anregungen für die eigene Arbeit vor Ort mitnahmen.
Andreas Metzing
13.5.1998 | Besuch von Prof. Ivan Hlavácek, Lehrstuhlinhaber für Historische Hilfswissenschaften und Archivistik der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Prag und 39 Studierenden |
28./29.5.1998 | Einführungsseminar des 33. Wissenschaftlichen Kurses |
29.5.1998 | Vortrag von Prof. Dr. Lorenz Mikoletzky, Generaldirektor des österreichischen Staatsarchivs, Wien, mit dem Thema: "Das österreichische Archivwesen und die Beziehungen zu Osteuropa" |
29.5.1998 | Ausbildungsleiterkonferenz |
8.6.1998 | Besuch der Landtagsabgeordneten Ruth Wagner, Fraktionsvorsitzende der FDP |
23./24.6.1998 | 3. Archivwissenschaftliches Kolloquium — Archivische Erschließung: Methodische Aspekte einer Fachkompetenz |
1.-3.7.1998 | Besuch von Prof. Dr. Torbjörn Kjölstad, Vizedirektor der Mid Sweden University in Härnösand |
6.-11.9.1998 | Große Exkursion des 32. Wissenschaftlichen Kurses nach Polen |
6.-11.9.1998 | Große Exkursion des 35. Fachhochschul-Kurses nach Leipzig, Dresden, Berlin |
18.9.1998 | Sitzung Unterausschuß "Haushalt" im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden |
29.9.-1.10.1998 | Stand der Archivschule beim Archivtag in Münster |
21.-22.9.1998 | Besuch einer Gruppe japanischer Archivarinnen und Archivare unter Leitung von Prof. Masahito Ando |
22.9.1998 | Besuch von Herrn Prof. Tony Jenkins, Okinawa, Japan |
1.10.1998 | Eröffnung des 36. Fachhochschulkurses |
14.10.1998 | Vortrag von Frau Christine Petillat und Frau Sandrine Cunnac, Paris mit dem Thema: Das Centre des Archives contemporaines und die Zusammenarbeit mit den französischen Verwaltungsbehörden |
1.11.1998 | Eröffnung des 33. Wissenschaftlichen Kurses |
19.11.1998 | Vortrag von Herrn Joachim Desler, Libri Hamburg, mit dem Thema: Books on Demand |
2.12.1998 | Exkursion des 33. Wissenschaftlichen Kurses sowie des 35. und 36. Fachhochschulkurses nach Köln und Bonn |
10.12.1998 | Beiratssitzung in Wiesbaden |
Frau PD Dr. Angelika Menne-Haritz,
Leiterin der Archivschule Marburg, wurde von der Deutschen Hochschule für
Verwaltungswissenschaften, Speyer, die venia legendi für die Fächer
Verwaltungswissenschaft und Verwaltungsinformatik verliehen.
Herr Dr. Detlev Heiden, war
vom 15. Juli — 30. November als wissenschaftlicher Angestellter Betreuer
des DFG-Projektes Prototyp eines online-fähigen Findbuchs. In dieser
Zeit hat er das Handbuch für MIDOSA-Online erstellt, das als VÖ 31
erscheinen wird. Zum 1.12.98 wechselte Herr Heiden zum Landesarchiv
Magdeburg - Landeshauptarchiv.
Neue Veröffentlichungen der Archivschule Marburg
In der Reihe der Veröffentlichungen der Archivschule ist neu erschienen:
Nr. 30: Angelika Menne-Haritz (Hrsg.):
Archivische Erschließung. Methodische Aspekte einer Fachkompetenz. Beiträge des 3. Archiv-wissenschaftlichen Kolloquiums der Archivschule Marburg, Marburg 1999
ISBN 3-923833-58-X 40,- DM
Außerdem ist neu erhältlich:
MIDOSA-Online:
Software zur Erstellung von Internetfähigen Findbüchern. 160,- DM.
Einige Neuerwerbungen der Bibliothek der Archivschule
Stefan Aumann [u.a.]: Innovative Forschung in Duderstadt. Das digitale Archiv. Begleith. zur Ausstellung in d. Sparkasse Duderstadt, 5.-16.5.1997. Duderstadt 1997 CD-ROM
V 1998.336
Böhret, Carl; Götz Konzendorf: Standards im ko-evolutiven Prozeß von Staat und Gesellschaft. Speyer 1997. (Speyerer Arbeitshefte. 112)
IV B 354da
Derrida, Jacques: Dem Archiv verschrieben. Berlin 1997
II B 141ckd
Ditfurth, Christian v.: Internet für Historiker. 2., aktualis. Aufl. Frankfurt/M. 1998
II B 61bge
Willi Blümel, Ignaz Bender [u.a.] (Hrsg.): Einwirkungen der Finanzminister auf den Hochschulbereich. Speyer 1997. (Speyerer Forschungsberichte. 178)
IV B 354db
Hedstrom, Margaret Lucille: Automating the office. Technology and skill in women’s clerical work, 1940-1970. o.O. 1998. Madison, Wis. Univ. of Wisconsin, Phil. Diss. 1988
II B 122eab
Hill, Hermann: Verwaltung im Umbruch. Speyer 1997. (Speyerer Arbeitshefte. 109)
IV b 354da
Hooff, Bart van den: Incorporating electronic mail. o.O. 1997
II B 124.205
Klages, Helmut: Verwaltungsmodernisierung: "hartet" und "weiche" Aspekte. 2. Speyer 1998. (Speyerer Forschungsberichte. 181)
IV B 354db
Konzendorf, Götz: Verwaltungsmodernisierung in den Länderm. Speyer 1998. (Speyerer Forschungsberichte. 187)
IV B 354db
Leitlinien für den Umgang mit elektronischen Informationen. Aktualis. u. erw. Aufl. Luxemburg 1998. (INSAR. Beil. 3)
II B 141moi
Luhmann, Niklas: Gesellschaftsstruktur und Semantik. Bd 1-3. Frankfurt a. M. 1993. (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft. 1091-1093)
VI B 148ha
Luhmann, Niklas: Gesellschaftsstruktur und Semantik. Bd 4. Frankfurt a. M. 1995
VI B 148haa
Luhmann, Niklas: Die Kunst der Gesellschaft. 2. Aufl. Frankfurt a. M. 1996
VI B 148ga
Lutter, Christina: Politische Kommunikation an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Wien, München 1998. (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 34)
III B 674f
Ostrow, Stephen E.: Digitizing historical pictorial collections for the internet. Washington, Amsterdam 1998
II B 124.207
Peters, Otto: Didaktik des Fernstudiums. Neuweid, Kriftel, Berlin 1997
VI B 146bh
Rüter, Klaus: Konzeption und Realisierung der Verwaltungsmodernisierung. Speyer 1998 (Speyerer Vorträge. H. 42)
IV B 354dc
Das Stasi-Unterlagen-Gesetz im Lichte von Datenschutz und Archivgesetzgebung. Hrsg. von Dagmar Unverhau. Münster 1998. (Archiv zur DDR-Staatssicherheit Bd. 2)
XVII 1998.871
Überlieferungssicherung in der pluralen Gesellschaft. Hrsg. von Christoph J. Drüppel und Volker Rödel. Stuttgart 1998 (Werkhefte der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Ser. A, H. 11)
II B 144ae
Der Verbleib der Unterlagen der deutschen Reichsbank. Bundesarchiv. Berlin 1998
II B 142gid
Willke, Helmut: Systemtheorie. 2: Interventionstheorie. 2., bearb. Aufl. Stuttgart 1996. (Uni-Taschenbücher. 1800)
VI B 148
© 2005 Uhde@staff.uni-marburg.de , Stand: 01.07.2001