Die Überschrift gibt das abgewandelte Zitat eines italienischen Humanisten wieder. Es fiel bei der Tagesexkursion, welche die Archivschule am 12. Juli 2022 mit beiden Lehrgängen nach Frankfurt unternahm. Dort wurden zwei unterschiedliche Archiveinrichtungen besichtigt. Doch zunächst der Reihe nach.
Das erste Ziel der Exkursion war das Archiv der Europäischen Zentralbank (EZB). Bemerkenswert ist, dass dieses EU-Organ nicht etwa an das Historische Archiv der Europäischen Union in Florenz abgibt, sondern ein eigenes Archiv unterhält. Dies ist, so Dr. Matthias Weber vom EZB-Archiv, bei Zentralbanken aber durchaus die Regel und stärkt die Identität dieser Einrichtungen. Das Archiv ist in der EZB in der Abteilung „Informations-Governance“ angesiedelt und eng mit dem Bereich Records Management verbunden. Den Studierenden wurde in diesem Zusammenhang DARWIN vorgestellt, das webbasierte Dokumentenmanagementsystem der EZB. Eine aktuelle Entwicklung des EZB-Archivs ist seine zunehmende Öffnung für die Nutzung. Die Präsentation ausgewählter Artefakte aus dem Archiv wie etwa einer koreanischen Vase rundete die Veranstaltung ab.
Der Besuch bei der EZB war auch wegen der Architektur des Gebäudes beeindruckend und wurde durch den Empfang mit Kaffee und Erfrischungen verschönert.
Das zweite Ziel war das Universitätsarchiv Frankfurt. Der Leiter des Archivs, PD Dr. Michael Maaser, erklärte, dass das Archiv im kommenden Wintersemester umziehen wird – von der Zeppelinallee 13 in die Dantestraße 9, wo nicht nur drei Lesesäle, sondern auch eine Cafeteria für Nutzer*innen entstehen werden. In sehr anschaulicher Weise führte Herr Maaser in die Schwerpunkte der Arbeit des Archivs ein. Zu den Aufgaben gehört auch das Anbieten von Lehrveranstaltungen an der Universität. In diesem Zusammenhang wurde der didaktische Ansatz des Archivs vorgestellt, das Lesen der Kurrentschrift über das Schreiben zu erlernen, und es fand eine kleine Lese-Übung statt. Im Gedächtnis blieb den Teilnehmenden auch, dass sie einen handgeschriebenen Brief Albert Einsteins aus dem Nachlass des Physikers Max von Laue in die Hand nehmen konnten.
Maaser berichtete bei der kurzweiligen Präsentation auch, dass das Archiv innerhalb der Universität manchmal unter Rechtfertigungsdruck steht, und er erzählte auch, wie er damit umgeht. Er argumentiert gegenüber Entscheidungsträgern stets mit einem angepassten Ausspruch des Humanisten und Dichters Angelo Poliziano – „wenn wir kein Material zum Stilisieren Ihrer Amtszeit aufbewahren, dann ist Ihre Unsterblichkeit nicht garantiert“ –, was noch jedes Mal die Gefahren für das Archiv abgewandt hat.