Wenn Fotos fehlen: Ein Brief zum Abschied!

Die Verabschiedung von Fachhochschullehrgängen nach 18-monatiger Ausbildung durch die Archivschule Marburg folgt meist einem bestimmten Schema: Textmeldung und Foto – mit dem Staatsarchiv Marburg im Hintergrund – verkünden die erfolgreiche Absolvierung der Fachstudien. Doch wie kann eine Meldung aussehen, wenn wesentliche Merkmale der Ausbildung auf Grund einer Pandemie fehlen oder sichtbar anders waren.

Vieles fand nicht wie gewohnt in der Bismarckstraße 32 statt; einer Phase der Präsenz bis März 2020 folgten online-Aufgaben und ab Sommer Distanzunterricht via Jitsi. Zusammenkünfte, wie etwa bei Kursfeiern, waren nicht möglich - geschweige denn die bereits organisierte Große Exkursion nach Augsburg, St. Gallen und Vaduz. Viele haben dies bedauert oder vermisst, weil es bei allen vorherigen Lehrgängen dazugehörte. Zu den Prüfungen erschienen schließlich alle mit Maske und waren froh, als es geschafft war. Ein Abschiedsfoto fehlt.

Diese knappe Beschreibung wäre nicht falsch, aber sie würde dem Verlauf der Ausbildung des 57. FHL nicht wirklich gerecht werden. Es würde vieles von dem überdecken, was von den Studierenden des letzten Jahrganges in Erinnerung bleibt. Vor allem, wenn man daran denkt, dass der 57. FHL acht Bestände des Archivs der deutschen Frauenbewegung im Zuge der Erschließungsübung trotz aller Widrigkeiten erfolgreich bearbeitet hat. Acht Findbücher – ein Rekord in einer Übung. Ein Rekord für die Ewigkeit!

In diesen Beständen fanden sich zahlreiche Briefe, die mit viel Mühe und Fleiß geordnet und verzeichnet wurden. Viel Engagement steckten die Studierenden auch in die Recherchen zu den Nachlässen und Vereinen. Es wäre daher vielleicht angemessen, eine Abschiedsmeldung eher folgendermaßen zu verfassen:

Liebe 57er,

gemeinsam sind wir in die Ausbildung gestartet. 23 Studierende aus Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Berlin sowie aus den Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe und der Stadt Frankfurt. Zusammen haben wir uns der Herausforderung einer kompletten digitalen Lehre gestellt. Zu Prüfungen und Übungen trafen wir uns gelegentlich in Marburg und haben diese bestmöglich durchgeführt. Viel Geduld, Verständnis, gelegentlich aber auch Unmut und Ärger, vor allem jedoch Engagement und Fleiß haben uns diese Herausforderung meistern lassen. Ohne Ihre Bereitschaft und unser aller Bemühen wäre dies nicht gelungen. Wer so etwas geschafft hat, der kann einer Abschlussprüfung im Heimatarchiv gelassen entgegensehen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Archivschule Marburg wünschen Ihnen für Ihren weiteren Lebensweg alles Gute und viel Erfolg. Wir freuen uns, Sie wiederzusehen.

Herzlichst

Ihr Mentor im Namen aller Bediensteten der Archivschule Marburg


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