1436 bis 2028 – Tagesexkursion nach Frankfurt/M.

Eine Gruppe Menschen steht vor aufgestellten Fahnen in einem GebäudeDie erste Station der Tagesexkursion, die von Prof. Dr. Thomas Henne geleitet wurde, war das Archiv der Europäischen Zentralbank. Vor dem Zutritt waren höchst strenge Sicherheitsregularien zu bewältigen; auch über eine unbewusste Archivierung in mitgebrachtem Gepäck wurde nicht hinweggesehen.

Letztlich gelang aber allen mitgereisten rund 50 Studierenden der Zutritt, und so konnte das ausführliche Programm pünktlich starten, das Matthias Weber als Leiter des EZB-Archivs zusammengestellt hatte. Sylvie Beausuroy gab als Leiterin der Abteilung „Knowledge Solutions“ einen einleitenden Überblick, und schon hier wurde ein Spezifikum des Archivs deutlich: Es ist unmittelbar in das Informationsmanagment der EZB eingebunden: „Our success ist dependent on the quality and flow of knowledge and information.“ Christoph Keller erläuterte die technischen Grundlagen der digitalen Langzeitarchivierung im EZB-Archiv („Das Finanzsystem produziert keine Gegenstände, sondern Informationen in unterschiedlichster Form“), und Sylvia Zavagnin erklärte die Rechtsgrundlagen des Archivs. Die Zugangsfrist ist in EU-Regelungen starr auf 30 Jahre festgelegt, und folglich werden die ersten Archivalien der 1998 gegründeten EZB im Jahr 2028 zugänglich sein. Eine Lesesaalbesichtigung stand folglich nicht auf dem Programm. Nachdem Matthias Weber einen Überblick über die Bestände des EZB-Archivs gegeben hatte, folgte noch eine lebendige Präsentation spezieller Archivalien aus dem EZB-Bestand.

Danach stand das Institut für Stadtgeschichte auf dem Programm, zu dem das Stadtarchiv Frankfurt gehört – „seit 1436“. Die neue Leiterin, Dr. Mirjam Sprau, und Dr. Sebastian Tripp, kommissarischer Leiter der Abteilung „Städtische Überlieferung ab 1868 / Digitales Langzeitarchiv“, stellten die Organisation vor, unter anderem gibt es eine eigene Abteilung für Public Relations – Archivpädagogik, Veranstaltungen und Erzählcafés – und eine weitere Abteilung für Zeitgeschichte und Gedenken. Auch die zukünftigen Herausforderungen dieses großen Kommunalarchivs wurden erörtert – da nun die Leiterin wissenschaftliche Archivarin ist, kann erfreulicherweise erwartet werden, dass das Profil des Archivs im Kontext der Stadtgeschichte noch weiter geschärft wird.

Eine Gruppe Menschen steht im Innenhof eines Gebäudes auf einer Wiese. Im Hintergrund steht ein blühender MagnolienbaumZusätzlich zeigte Claudia Schüßler an vielen Beispielen, welche Herausforderungen sich bei der Erschließung und der Bestandserhaltung der vielfältigen audiovisuellen Medien stellen – wie z.B. archiviert man eine Visitenkarte der ehemaligen Frankfurter Oberbürgermeisterin Roth, die eine kleine CD-ROM enthält?

Vielen Dank für die Möglichkeit, diese zwei so unterschiedlichen Archive zu besichtigen: Ein Archiv einer internationalen Institution, das viele Merkmale eines Unternehmensarchivs aufweist – und ein Stadtarchiv, das mit rund 50 Mitarbeitenden größer als etliche Landesarchive ist. Von 1436 – 2028: Frankfurt ist immer eine (Archiv-)Reise wert.

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