Vier Tage lang halfen die Studierenden und Dozenten der Archivschule bei der Bergung und Sichtung von Archivalien des Stadtarchivs Köln. Einsatzort war eine große Lagerhalle im Süden Kölns. Dort haben die 48 Studenten und sechs Dozenten die Archivalien gereinigt und erfasst, die zuvor von der Feuerwehr an der Unglücksstelle in der Severinstraße geborgen werden konnten.
Die Archivalien gelangten in Containern in die Lagerhalle und mussten umgehend in Schadensklassen eingeteilt und entsprechend verpackt werden. Insbesondere bei den nassen Archivalien war Eile geboten, um die Entstehung von Schimmelschäden zu vermeiden. Sie wurden mit Folie umwickelt und anschließend zur Gefriertrocknung abgeholt.
Unter den geborgenen Archivalien fanden sich unter anderem mittelalterliche Urkunden und Handschriften, frühneuzeitliche Ratsprotokolle und Akten des Reichskammergerichts. Doch auch Unterlagen aus bekannten Nachlässen waren darunter. Zu nennen sind beispielweise Jacques Offenbach, Konrad Adenauer, aber auch bekannte Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Teile der Korrespondenzen von Dieter Wellershoff, Manuskripte von Hans-Werner Richter oder Fotos von Mitgliedern der Gruppe 47 wurden ebenfalls gerettet.
Für die Auszubildenden des 45. und 46. Fachhochschulkurses sowie des 43. Wissenschaftlichen Kurses waren die vier Tage eine anstrengende, aber auch lohnende Zeit. Letztlich bleibt jedoch noch viel zu tun. Nach Schätzungen sind inzwischen erst 10 bis 20 % der Archivalien geborgen. Insofern denken die Referendare, Anwärter wie Dozenten nun bereits über einen zweiten Hilfseinsatz, z.B. an einem Wochenende, nach.
Der Zustand der in Containern angelieferten Archivalien war sehr unterschiedlich. In seltenen Fällen enthielten sie nahezu unbeschädigte Archivkartons mit vollkommen intakten Akten, in anderen Fällen dagegen nur noch Papierhaufen und Fetzen. Auch bei den Archivalien, die aus den Schuttlieferungen der Unglücksstelle gerettet werden konnten, lagen oftmals sehr schwere Schadensbilder vor. Lastwagen brachten diese Schuttmengen in die Lagerhalle, wo sie von Bauarbeitern durchgesehen wurden. Die Studenten sortierten anschließend die Fundstücke und trennten die Archivalien von den persönlichen Unterlagen und dem Hausrat der Bewohner, die in den angrenzenden Häusern gewohnt hatten.