Als Participant bei NFDI4Memory bringt die Archivschule Marburg – Hochschule für Archivwissenschaft – 2023 ihr 27. Archivwissenschaftliches Kolloquium am 13. und 14. Juni 2023 zusammen mit dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, Institut der Leibniz-Gemeinschaft in Marburg, in den Prozess ein. Unter dem Rahmenthema „Archivists meet Historians – Transferring source criticism to the digital age” steht die Frage nach der Quellenkritik im digitalen Zeitalter im Zentrum.
Programmskizze
Die moderne Geschichtswissenschaft ist aus der Arbeit mit Archivgut und den daran entwickelten quellenkritischen Methoden entstanden. Diese Methoden sind überwiegend textbasiert und in der Nutzung dadurch begrenzt, dass die Texte fest mit dem Trägermaterial verbunden sind. Seit den 1990er Jahren beschäftigen sich Archive verstärkt mit digitalen Unterlagen, die aus Informationen bestehen, die nicht an ein Trägermaterial gebunden sind. Diese Unterlagen werden seit etwa zwanzig Jahren in die Archive übernommen und können in naher Zukunft für die Nutzung bereitgestellt werden.
Informationen, die unabhängig von ihrem Träger genutzt werden können, bieten neue Möglichkeiten für die Forschung. Daraus erwachsen Fragen zur Weiterentwicklung der Methodik der Geschichtswissenschaft: Informationen, die aus digitalen Systemen stammen, bieten neue Methoden der Recherche, der Zusammenstellung und der automatisierten Auswertung der Informationen, um daraus Erkenntnisse gewinnen zu können. Daraus erwachsen neue Anforderungen an die Quellenkritik, für die die Archive Informationen bereitstellen müssen, die es der Forschung ermöglichen, die Authentizität und Integrität der Informationen zu prüfen und zu belegen. Gleichzeitig ist zu prüfen, welche klassischen hermeneutischen Methoden auch weiterhin auf digitale Informationen anwendbar sind.
Die Erforschung und Entwicklung künftiger Forschungsmethoden für digitale Informationen ist eine gemeinsame Aufgabe der Archivar*innen und Historiker*innen, die vor allem durch die gegenseitige Bereitstellung neuer Erkenntnisse abgesichert werden kann. Darüber hinaus entstehen auch aus Projekten, die mit und für interessierte Laien realisiert werden, Erkenntnisse, die die historische Wissenschaft und das Archivwesen befruchten können. Stichworte sind z. B. Citizen Science, Public History und Visual History.
In der digitalen Welt werden sich die Rollen und die Aufgaben der Archivar*innen und der Historiker*innen verändern. Ihre Arbeit ist in der Regel öffentlich finanziert und die Öffentlichkeit stellt zurecht den Anspruch sowohl zu den Informationen in den Archiven, als auch zu den Ergebnissen der Geschichtswissenschaft Zugang zu erhalten und an deren Gestaltung aktiv beteiligt zu werden. Das setzt voraus, dass alle drei Gruppen gegenseitig über ihre Arbeitsweisen und Standards informiert sind und diese jeweils respektieren.
11.00 Uhr | Eröffnung und Grußwort |
Dr. Irmgard Christa Becker, Archivschule Marburg |
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11.30 Uhr | Eröffnungsvortrag |
Der digitale Wandel der Wissenschaft(en) und die historisch arbeitenden Fächer: forschungsdaten-, methoden- und disziplinenpolitische Überlegungen |
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12.30 Uhr | Mittagspause |
14.00 Uhr | SEKTION 1 |
Alte und neue Methoden der Quellenkritik Moderation: Dr. Irmgard Christa Becker |
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Was ist neu an der digitalen Quellenkritik? Grundlagen, Methoden, Kompetenzen |
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Die Digitale Verwaltungspraxis als Ausgangspunkt für eine digitale Quellenkritik |
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Archivierung elektronischer Akten – Alles schon geklärt? Welche Metadaten künftig für die Auswertung von eAkten zur Verfügung stehen werden |
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Das Wenige, das Wesentliche und das Wertvolle? – Archivische Überlieferungsbildung für die digitale Geschichtswissenschaft |
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15.45 Uhr | Kaffeepause |
16.15 Uhr | SEKTION 2 |
Neue Methoden zur Bereitstellung historischer Erkenntnisse Moderation: Dr. Robert Meier |
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Historiker*innen für das digitale Zeitalter ausbilden. Erfahrungen und Perspektiven aus dem Masterschwerpunkt "Digital History" an der Humboldt-Universität zu Berlin |
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Zwischen Rückstandsbearbeitung und digitaler Nutzung: Quo vadis archivische Erschließung? |
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Vom AFIS über das Archivportal-D in den 4memory „Data Space“. Leitplanken beim Aufbau FAIRer Infrastrukturangebote von Archiven |
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17.45 Uhr | Ende des 1. Tages |
20.00 Uhr | Gemeinsames Abendessen |
08.30 Uhr | SEKTION 3 |
Anwendungsbeispiele: Best Practice Moderation: Dr. Florian Lehrmann |
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Ortsnamen und Raumordnung. Herausforderungen für Forschung, Bibliotheken und Archive im Übergang vom analogen zum digitalen Zeitalter PD Dr. Christian Lotz, Herder-Institut Marburg |
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Finden, Validieren, Verknüpfen: Der „Braunschweiger Professor:innen-Katalog“ zwischen Erschließung, (Nach-)Forschung und Informationsangebot Tanja Wolf M.A., Archiv der TU Braunschweig |
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Eine vielschichtige Angelegenheit: Archivierte Webinhalte als Quelle bereitstellen |
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Unterscheidung des Wahren vom Falschen. Elektronische Überlieferung von Studierendendaten als künftiger Anwendungsfall für digitale Quellenkritik |
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10.00 Uhr | Kaffeepause |
10.30 Uhr | SEKTION 4 |
Die Rolle der Archive Moderation: Dr. Dominik Haffer |
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Abstimmungsbedarf zur Überlieferungsbildung und Archivierung von Forschungsdaten |
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Fokus auf heterogene Zielgruppen: Nutzerpersonae in einem hessischen Kommunalarchiv |
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Zugänge zu Datenqualität: |
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12.00 Uhr | Abschlussdiskussion |
Moderation: Dr. Irmgard Christa Becker | |
13.00 Uhr | Ende der Veranstaltung |