Benutzerfreundlich – rationell – standardisiert
Aktuelle Anforderungen an archivische Erschließung und Findmittel
Erschließung von Archivgut und Bereitstellung von Findmitteln für die Benutzer zählen zu den unstrittigen Kernaufgaben der Archive. In den letzten Jahren haben neben Archivaren auch Externe, darunter Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer, gefordert, der Erschließung im Spektrum aller archivfachlichen Tätigkeiten einen höheren Stellen-wert einzuräumen. Ohne angemessene Erschließung keine Benutzung, und Archivgut, für das keine realistische Erschließungsperspektive existiert, ist brach liegendes historisches Erbe, das Kosten verursacht ohne Nutzen und Erkenntnis stiften zu können.
Neben wirtschaftlichen Betrachtungen hat die Einführung neuer Techniken das Thema belebt. Seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre sind Archive darum bemüht, ihre Findmittel einem großen Kreis potentieller Interessenten im Internet zugänglich zu machen. Der Anspruch der Benutzerfreundlichkeit ist heute eng verknüpft mit einer hohen Verfügbarkeit möglichst umfassender Erschließungsinformationen. Die Frage, wie man im Rahmen einer rationellen Aufgabenerledigung eventuell bereits in den Schriftgut produzierenden Verwaltungen erstellte Metainformationen ins Archiv übernehmen, wie man alte Findmittel möglichst ohne Informationsverluste in digitale Umgebungen übertragen und nicht zuletzt wie man unterschiedliche Online-Findmittel immer wieder neu bündeln und so unterschiedlichen Benutzergruppen in unterschiedlichen Rechercheumgebungen nutzbar machen kann, muss zwangsläufig die Forderung nach neuen, informationstechnisch abbildbaren Standards aufwerfen.
Aber der Wunsch nach einer benutzerfreundlichen Standardisierung und Rationalisierung der Erschließungsarbeit geht weit darüber hinaus und umfasst sowohl neue Formen von Schriftgut, neue (Arbeits-)Techniken als auch spartenübergreifende Kooperationen mit benachbarten Disziplinen.Das 11. Archivwissenschaftliche Kolloquium der Archivschule Marburg will diese Themen aufgreifen und in sechs Sektionen Spannungsfelder, Herausforde-rungen und Chancen der archivfachlichen Aufgabe Erschließung zur Diskussion stellen.
Die Beiträge des Kolloquiums sind nachzulesen in Band 46 der
Veröffentlichungsreihe der Archivschule Marburg
Dieser kann bei der Archivschule oder über den Buchhandel bestellt werden
Dienstag, 9. Mai 2006
11:00
Eröffnung und Grußworte
11:30-12:30
Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen:
Archivische Erschließung in der Wissensgesellschaft
Pause
14:00-15:15
1. Sektion: Erschließungsanforderungen zwischen Dienstleistung und Wirtschaftlichkeit
Moderation: Dr. Andreas Hedwig, Hessisches Staatsarchiv Marburg
Dr. Peter Müller, Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg: Schnell zum Ziel. Erschließungspraxis und Benutzererwartungen im Internetzeitalter
Dr. Hans-Christian Herrmann, Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig: Benutzerorientierte Erschließung von DDR-Beständen - Erweiterte Erschließung als Teil einer differenzierten Erschließungsstrategie
Pause
15:30-16:45
2. Sektion: Erschließungsarbeit zwischen Verwaltung und Archiv
Moderation: Dr. Peter Müller, Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg
Dr. Harald Stockert, Stadtarchiv Mannheim: Erschließung im Zwischenarchiv - Serviceleistungen und Rationalisie-rungspotenziale am Beispiel des Stadtarchivs Mannheim
Dr. Thekla Kluttig, Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden: Das Ende archivarischer Verzeichnung? Zur Nutzung von Metadaten aus Justiz und Verwaltung
Pause
17:00-18:45
3. Sektion: Erschließungsstrukturen zwischen Tradition und Standardisierung
Moderation: Dr. Frank M. Bischoff, Archivschule Marburg
Prof. Dr. Angelika Menne-Haritz, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv: EAD im europäischen Archivwesen. Eine Zwischenbilanz
Dr. Per-Gunnar Ottosson, Reichsarchiv Stockholm: Implementing ISAAR-CPF and EAC in the National Archival Database of Sweden
Dr. Ulrich Fischer, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen: Austauschen, sichern, präsentieren – Ansprüche an ein archivisches Standardaustauschformat
Mittwoch, 10. Mai 2004
9:00-10:15
4. Sektion: Zwischen digitaler und digitalisierter Überlieferung: Herausforderungen und Chancen der Erschließung
Moderation: Dr. Harald Stockert, Stadtarchiv Mannheim
Michael Hansmann, M.A., Archiv für Christlich De-mokratische Politik, Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.: Erschließung archivierter Internet-Ressourcen – Zwischenergebnisse eines DFG-Projektes zur Sicherstellung der dauerhaften Zugänglichkeit und Integrität von Websites der Parteien
Dr. Bettina Wischhöfer, Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von KurhessenWaldeck: Digitale Erschließungsprojekte des Landeskirchlichen Archivs Kassel
Pause
10:30-11:45
5. Sektion: Zwischen Dokumentation und Archiv: Erschließung audiovisueller Medien
Moderation: Prof. Dr. Edgar Lersch, Historisches Archiv des Südwestrundfunk
Dr.-Ing. Joachim Köhler, Fraunhofer-Institut für Medien-kommunikation: Unterstützung der Erschließung von Tondokumenten durch Audiomining
Prof. Dr. Peter Dusek, Dokumentation und Archiv des ORF, Wien: Erschließung im Fernseharchiv – Grundsätze, Techniken, Qualifikationen
Pause
12:00-13:15
6. Sektion: Zwischen Bibliothek und Archiv: Nachlasserschließung in der Diskussion
Moderation: Dr. Alexandra Lutz, Archivschule Marburg
Dr. Jutta Weber, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: Synthese bibliothekarischer und archivischer Anforderungen – Neufassung der Regeln zur Erschleißung von Nachlässen und Autographen (RNA) der DFG
Dr. Jürgen Treffeisen, Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Archivfachliche Grundsatzangelegenheiten: Archivische Grundsätze der Nachlasserschließung
13:15-13:30 Abschlussdiskussion
Verabschiedung
© 2006 Uhde@staff.uni-marburg.de , Stand: 21.07.2009