Die Beiträge des Kolloquiums sind als Band Nr. 21 in der
Veröffentlichungsreihe der Archivschule Marburg erschienen.
Diese kann bei der Archivschule oder über den Buchhandel bestellt werden.
Das Thema
Anlaß des Kolloquiums war das Inkrafttreten der ersten Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Archivaspiranten der preußischen Staatsarchive und die Einrichtung einer Prüfungskommission in Marburg vor 100 Jahren.
Das Thema "Bewertung" bot sich in besonderem Maße an, dieses Jubiläum in Form eines Kolloquiums zu begehen. Zum einen hat sich die Bewertung zum Kern der archivischen Fachkenntnisse entwickelt. Eine Auseinandersetzung mit diesem Thema impliziert demzufolge eine Reflexion aller Bereiche des Archivarsberufs.
Die fachgerechte Reduktion des Schriftguts bei seiner Umwandlung zum Archivgut ist die Voraussetzung für effiziente und kundengerechte Dienstleistungen der Archive für Öffentlichkeit und Verwaltung.
Sie weit den Archiven darüber hinaus wichtige gesellschaftliche Aufgaben zu. Durch die verantwortungsvolle Aufgabe der Bewertung von Schriftgut werden Archive zu aktiven Gestaltern der Überlieferung.
Indem sie das Verwaltungshandeln der Vergangenheit und der Gegenwart für die Zukunft transparent machen, wirken sie einem Gedächtnisverlust der Gesellschaft entgegen und ermöglichen zukünftigen Generationen ihre Grundlage zu erkennen und auf dieser Basis die Zukunft zu gestalten.
Für die Archivarinnen und Archivare bedeutet dies, daß sie der Öffentlichkeit über ihre Bewertungsentscheidungen Rechenschaft ablegen und ihre Bewertungsentscheidungen nachvollziehbar machen müssen.
Dazu bedarf es wissenschaftlicher und damit nachprüfbarer Methoden und einer klar definierten Terminologie. Nur so kann die Leistungsfähigkeit des Berufs auf Dauer gewährleistet und können Archivare in den Stand versetzt werden, die zahlreichen neuen Anforderungen, die nicht zuletzt durch die modernen Informationstechniken an sie gestellt werden, zu bewältigen.
Archivarinnen und Archivare, die sich um Lösungen der Bewertungsfragen bemühen, stellen sich diesen Anforderungen und tragen zu einer Verbesserung des professionellen Know-Hows bei.
Das Kolloquium der Archivschule stellt den Versuch dar, eine Bilanz des gegenwärtigen Stands der Bewertungsdiskussion zu ziehen und auf dieser Grundlage - nicht zuletzt durch einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus - neue Perspektiven aufzuzeigen und Anregungen für die Reflexion über die archivarische Arbeit und für den Archivalltag zu geben.
Dienstag 28.06.1994
1. Sitzung
Bodo Uhl
Die Geschichte der Bewertungsdiskussion: Wann gab es neue Fragestellungen und warum?
Ingrid Grohmann
Bewertungskataloge in der ehemaligen DDR
Roelof Hol
Die Umschaltung von Bewertung von Papier zur Bewertung von Handlungen in den Niederlanden
2. Sitzung
Hartmut Weber
Bewertung im Kontext der archivischen Fachaufgaben
Hans-Dieter Kreikamp
Das Bewertungsmodell des Bundesarchivs - Federführung als Bewertungskriterium
Rainer Polley
Gesetzliche Einschränkungen der Bewertungskompetenz
3. Sitzung
Gerd Steinwascher
Archivische Bewertung in der Ausbildung: Ihr Stellenwert und die Unterrichtsmethoden der praktischen und der theoretischen Ausbildung
Werner Engel
Curriculumbeispeil für die FHS-Ausbildung
Robert Kretzschmar
Bewertung als Gegenstand in der Fortbildung
4. Sitzung
Wilfried Schöntag
Archivische Bewertung und die Ansprüche der Forschung
Marlene Meyer-Gebel
Die Documentation Strategy in den USA
Jürgen Kloosterhuis
Akteneditionen und Bewertungsfragen
5. Sitzung
Norbert Reimann
Anforderungen an die archivische Bewertung von Öffentlichkeit und Verwaltung
Herbert Günther
Konflikte zwischen Rechtssicherung und Bewertung
Hans Wilhelm Eckardt
Archivpflege als Bewertungsinstrument
6. Sitzung
Angelika Menne-Haritz
Sind Archive historische Dokumentationsstellen? Terminologische Unschärfen in der Bewertungsdiskussion
Irena Mamcza-Gadkowska
Die Bewertungsterminologie in Osteuropa
Joachim Sturm
Grenzüberschreitende Verständigungsprobleme
© 1994 Uhde@staff.uni-marburg.de , Stand: 21.07.2009