In Deutschland gibt es zwei Möglichkeiten, die Ausbildung zur Archivarin oder zum Archivar zu absolvieren. Zum einen das „freie“ Studium an der Fachhochschule Potsdam , zum anderen die verwaltungsinterne Ausbildung.
Die verwaltungsinterne Ausbildung wird von den Ausbildungsarchiven des Bundes und der Länder durchgeführt. Ausschließlich sie nehmen Bewerbungen für die Ausbildungsstellen entgegen. Die Liste der Ausbildungsarchive finden Sie hier , die Stellenausschreibungen hier .
Verwaltungsintern bedeutet, dass eine feste Zahl von Ausbildungsstellen existiert und die Ausbildung nach Beamtenrecht erfolgt. Die Auszubildenden werden zu Beamten auf Widerruf ernannt. Damit verbunden sind sogenannte Anwärterbezüge – die Ausbildung kostet also nichts, stattdessen verdient man etwas. Eine Garantie auf Übernahme nach Ende der Ausbildung besteht nicht, aber die Beschäftigungsaussichten der Absolventinnen und Absolventen sind gut bis sehr gut, da genügend Stellen ausgeschrieben werden. Die Ausbildung ist in zwei Laufbahnen möglich, nämlich der des gehobenen und der des höheren Archivdienst (Information zum höheren Dienst und gehobenen Dienst ). Zu den jeweiligen Anforderungen und Unterschieden siehe unten.
Die Ausbildungsarchive führen den praktischen Teil der Ausbildung durch und entsenden dann die Auszubildenden zu den Fachstudien, dem theoretischen Teil, an die Archivschule Marburg – Hochschule für Archivwissenschaft. Eine Ausnahme bildet der Freistaat Bayern, der seine eigene Archivschule unterhält (Bayerische Archivschule ).
Gehobener Dienst | Höherer Dienst | |
Voraussetzungen |
Fachhochschulreife oder Abitur, |
abgeschl. Hochschulstudium (mind. 1. Staatsexamen, Magister Artium oder Master); eine Promotion wird meistens zusätzlich erwartet |
Dauer | 3 Jahre | 2 Jahre |
Beginn | i.d.R. Oktober | i.d.R. Mai |
Stationen* |
12 Monate praktische Ausbildung inkl. eines kurzen Ausbildungsabschnitts an einer Verwaltungsfachhochschule |
8 Monate berufspraktische Studien |
* Den genauen Ablauf erfragen Sie bitte bei den jeweiligen Ausbildungsverwaltungen
Archivwissenschaft (u.a. Theorie der Bewertung, Erschließung und Bestandserhaltung, digitale Archivierung, Öffentlichkeitsarbeit)
Verwaltungswissenschaft (Behördenorganisation, elektronische Verfahren in der Verwaltung, Records Management, Archivmanagement)
Rechts-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte (vom Mittelalter bis zur Gegenwart)
Archivrecht (archivrechtliche Grundlagen, Datenschutz- und Urheberrecht)
Historische Hilfswissenschaften (Urkundenlehre, Aktenkunde, Schriftgeschichte, Wappenkunde, Siegelkunde, Genealogie, Chronologie)
Vertiefung der Sprachkenntnisse in Latein und Französisch
Die Lehrgänge bestehen aus festen Gruppen von 10 bis 25 Personen. In jedem Jahr beginnen ein Lehrgang mit Referendarinnen und Referendaren des höheren Archivdienstes im Januar und ein Lehrgang mit Anwärterinnen und Anwärtern des gehobenen Archivdienstes im Oktober. Vorträge und Lehrveranstaltungen der Spezialisten des deutschen und internationalen Archivwesens ergänzen die Veranstaltungen der hauptamtlichen Lehrkräfte der Archivschule. In mehreren Exkursionen werden Archive aus allen Archivsparten vorgestellt. Gut ausgestattete EDV-Räume und die archivwissenschaftliche Fachbibliothek stehen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Verfügung. Die Archivschule profitiert von der unmittelbaren Nachbarschaft des Hessischen Staatsarchivs Marburg, eines der ältesten und größten Archive Deutschlands, und der traditionsreichen Philipps-Universität.
Für Rückfragen stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Archivschule Marburg gerne zur Verfügung (Kontakt zur Archivschule ).
Archive sind Behörden oder private Einrichtungen, die Dokumente aus allen Epochen vom Mittelalter bis zur Gegenwart verwahren und erhalten.
Öffentliche Archive übernehmen laufend Unterlagen aus der Verwaltung. Damit möglichst vielfältige Unterlagen für zukünftige Forscher bereitstehen, werden zusätzlich private Dokumente übernommen.
Archive sind Teil des kulturellen Lebens und stehen allen Interessierten offen.
Im Gegensatz zu Bibliotheksgut, das stets in mehrfach publizierter Form vorliegt, sind Urkunden und Akten sowie Karten, Pläne, Fotos und alle anderen Archivalien überwiegend Unikate.
Der Archivar berät Behörden bei der Verwaltung ihrer Unterlagen, um sie später fachgerecht übernehmen zu können.
Bei der Übernahme entscheidet der Archivar, welche Unterlagen archivwürdig sind und dauerhaft aufbewahrt werden.
Auf diesem Weg gelangt eine kleine, aber aussagekräftige Auswahl in die Archive.
Der Archivar bereitet die Unterlagen aller Epochen so auf, dass sie von jedem Interessierten benutzt werden können.
Der Archivar verschafft sich einen Überblick über den Inhalt der Archivalien und hält das Ergebnis in Titeln fest (Erschließung).
Diese Titel werden in sogenannten Findbüchern (in Buchform oder online) veröffentlicht, in denen der Benutzer zu seinem Thema recherchieren kann.
Der Archivar steht dem Benutzer bei seiner Arbeit beratend zur Seite.
Der Archivar sorgt durch konservierende und restaurierende Maßnahmen für eine dauerhafte Erhaltung der Dokumente.
Der Archivar wirkt bei öffentlichen Veranstaltungen wie Ausstellungen, Führungen und Vorträgen mit.
© Archivschule Marburg, Klaus Schleiter , letzter Stand: 08.04.2021